Wer einen privaten Garten anlegt, als Privatperson, steht erst einmal vor einem leeren Blatt.
Ok, zugegebenermaßen, vor diesem leeren Blatt stehen professionelle Planer auch. Aber die haben in der Regel bereits Routinen, Ideen, Erfahrungen. Die müssen wir uns eben erst einmal erarbeiten.
Was da hilft? Genau da anfangen. Bei Null. Bei „was habe ich hier eigentlich?“
Und dann ist es wie bei allen Projekten. Zumindest grob sollte das Endziel ausgemacht werden. Klar, je präziser, desto besser ist es genau so auch erreichbar, aber sind wir mal realistisch, wir dürfen auch alle auf dem Weg lernen und justieren. Also bleiben wir bei dem Begriff „grob“.
Denn nur so – wenn wir überlegt haben, wo wir mal hin möchten – wissen wir, welche kleineren Schritte wir gehen werden. Welche Projekte zuerst kommen, welche später. Welche sich vielleicht auch noch entwickeln oder umgeworfen werden.
Aber starten wir am Anfang. Mit einem Beispiel, nämlich unserem eigenen Garten.
Beziehungsweise erst einmal mit unserem Grundstück.
Unser Grundstück liegt an der Grenze zum Niederrhein, zwischen Aachen, Mönchengladbach und Köln, so ziemlich mitten drin, würden wir ein Dreieck zwischen diesen Städten auf der Karte zeichnen.
Unser Boden ist ein ziemlich schwerer und (im Moment) ziemlich feuchter Lehmboden, der sofort steinhart wird, wenn er austrocknet. Hat Vorteile, aber auch Nachteile. Wie eben alles. Jetzt gerade sammeln wir ja erst einmal die Fakten. Was daraus abzuleiten ist, kommt später.
Der Garten an sich, also der Teil hinter dem Haus, der nicht bebaut ist, sondern als Garten genutzt werden kann, ist nach Norden ausgerichtet. Nach Nord-Osten, um genau zu sein. Und das bedeutet keineswegs, dass unser Garten dunkel oder kalt ist. Ganz im Gegenteil, wir sind gerade dabei „mehr Schatten“ zu schaffen.
Denn nicht nur die Himmelsrichtung bestimmt, wie viel Sonne eine Fläche bekommt, sondern auch – und das ist ganz logisch, wenn wir mal darüber nachdenken – die Bebauung außen herum.
Bei uns zeigt sich das so, dass morgens die städtische Hecke und die eng auf der Grenze zu uns gepflanzten Bäume der Nachbarn rechts Schatten über den Garten werfen, der dann mit der wandernden Sonne immer kleiner wird.
Zu dem Zeitpunkt liegt die Terrasse in voller Sonne, was sich – zum Glück für uns mit unserer sehr hellen, sehr empfindlichen Haut – mittags gegessen hat. Ab da genießen wir den Schatten auf dem Sitzplatz direkt am Haus und beobachten, wie zuerst unser Haus (mittags) eben diesen Bereich vor der Sonne schützt, um dann nachmittags – wenn die Sonne in den Westen gewandert ist – wieder frei zu liegen. Dann wirft das Nachbarhaus zur Linken, das etwas weiter hinten steht, seinen Schatten auf die Beete und die Rasenfläche. Zuerst nur auf die linke Hälfte des Gartens, dann breitet er sich immer weiter aus.
Volle Sonne überall haben wir also selten, aber dennoch immer an irgendeiner Stelle. Momentan ist es zum Beispiel so, dass ich erst am späten Nachmittag in den Beeten arbeite, da morgens der Boden noch zu nass ist (Lehmboden halt) und mir mittags die Sonne zu sehr knallt. (Das hat sich sogar gereimt, man glaubt es ja kaum.)
Was wir daraus ableiten können?
Halbschatten! Jeder Bereich liegt einmal in der Sonne, einmal im Schatten und das in etwa halb halb. Dieses Wissen, das wir aus den Beobachtungen zu unserem Grundstück ziehen, spielt später eine beträchtliche Rolle, wenn es um die Pflanzenauswahl, deren Pflege und auch die Anordnung der Sitzplätze geht.
Klar, wir können auch erst einmal alles positionieren, schauen und umbuddeln, umstellen bis es nach ein paar Jahren dann alles passt. Aber wer hat da schon Lust drauf und Zeit für?
Mir persönlich fehlt dazu zumindest der Elan. Ich mache Dinge ungern mehrfach. Zumindest wenn ich es durch ein wenig Hirnschmalz vermeiden kann.
Jetzt habe ich eben die Bebauung um uns herum schon einmal angesprochen.
Denn unser Grundstück liegt in einem Wendehammer. Und es liegt da sehr exponiert, da es etwas nach vorn gezogen ist. Abgesehen davon, dass uns das einen großen Spielraum beim Grundriss gegeben hat (schon alleine unser Eingang konnte an drei Stellen platziert werden), hebt uns das – und damit auch unseren Garten – sehr auf eine Bühne. Jeder Spaziergänger kann an unserer Hausseite vorbei in unseren Garten schauen. Und in unser Haus.
Wenn wir diese alltäglichen Bewegungen und Begegnungen also im Kopf durchspielen, können wir auf dem Grundstücksplan direkt markieren, wo es einen Sichtschutz braucht. Und zwar einen schnellen. Es gibt ja auch Bereiche, da wäre er „nice to have“. Also nett und irgendwann sinnvoll, aber eilt eben nicht ganz so.
Hier war aber schnell klar, die Hausseite braucht etwas, das optisch eine Unterbrechung bietet.
Zusätzlich aber bitte nicht zu dicht ist. Denn der Wendehammer hat ja auch etwas Gutes. Unsere Kinder waren noch klein als wir unser Haus bezogen, fuhren viel Bobbycar oder Laufrad auf dem Platz vor dem Küchen und dem Esszimmerfenster. Ein hoher, dichter Sichtschutzzaun hätte dazu geführt, dass wir immer mit raus gemusst hätten. Oder sie mit rein, sobald wir kochen. Oder mal eine Mail schreiben. Oder, oder.
Also macht in solchen Momenten vielleicht auch eine Bepflanzung Sinn, die zeigt „hier beginnt unser Grundstück“ (denn vorher war es Brachland und jeder konnte darauf herumlaufen, Ihr glaubt gar nicht, wie oft das auch passiert), aber so langsam wächst, so dass sie sich synchron zu der sich ausprägenden Selbstständigkeit der Kinder (und dem Loslassen der Eltern) entwickelt.
In unserem konkreten Fall ist es eine Rotbuchenhecke geworden. Noch eher transparent, so langsam aber immer dichter werdend und ganzjährig mit Laub bestückt. Im Frühjahr wirft sie ihre (über den Herbst und Winter) rot-braunen (ein toller Kontrast zur grauen Fassade des Hauses!) Blätter ab, genau in dem Moment, wenn die neuen Knospen für frisches Grün schon am Start sind. Ideal in unserer Situation.
Und ich freue mich schon extrem darauf, wenn sie irgendwann 180cm hoch ist (achtet da auf die Einschränkungen in der Höhe durch die Gemeinde, den Bebauungsplan oder was auch immer Ihr für Vorgaben habt!) und wir den Streifen zwischen ihr und dem Haus aktiv nutzen können.
Denn dort soll mittelfristig ein Essplatz entstehen. Aber alles zu seiner Zeit. Sowohl bei uns, als auch hier in den Texten.